Hendrik Büchten, Marketingleiter des Prater im Bochum, klagt im halloherne-Gespräch über die Situation der Disko in der Nachbarstadt: „Seit 22 Monaten haben wir zum Schutz der Bevölkerung ein Betriebsverbot auferlegt bekommen. So lange ist unser Club nun schon geschlossen."
Hendrik Büchten, Marketingleiter des Prater Bochum. Foto: Privat
Am 9. September 2021 hätte der Prater aufgrund der sinkenden Inzidenzen und Lockerungen wieder aufmachen können. Doch die Verantwortlichen entschieden sich dagegen.
„Natürlich hätten wir aufmachen können. Wir haben Konzepte für 2G und 2G-Plus. Aber wir hatten die Sorge, dass die Öffnung nur aufgrund der anstehenden Bundestagswahl genehmigt wurde. Nach der Wahl und möglichen Sondierungs- beziehungsweise Koalitionsgesprächen, hätte dann vielleicht der Club wieder dicht sein müssen", so Büchten. „Und wir sollten recht behalten. Die Clubs waren genau acht Wochen auf und mussten dann wieder schließen."
'Ökologisch und nachhaltig nicht klug'
Für den Prater hätte sich eine so kurze Öffnung nicht gelohnt. „Wir hätten 70 bis 100 Leute rekrutieren und einarbeiten müssen. Nach der erneuten Schließung hätten wir dann die neu gewonnenen Mitarbeiter wieder entlassen müssen. Außerdem wäre es ökologisch und nachhaltig auch nicht klug gewesen. Wir hätten wieder verderbliche Lebensmittel, wie zur Zeit des ersten Lockdowns, vernichten müssen", so der Prater-Marketingleiter.
Ihm ist es außerdem wichtig zu betonen, wie viele Existenzen an so einem Club hängen: „Wir beschäftigen auch viele Teilzeitkräfte und Studenten. Man darf nicht vergessen, wenn wir von Existenzen sprechen, dass so ein Job für einen Studenten genauso wichtig ist, wie für einen Familienvater, der in Vollzeit arbeitet. Beide verdienen sich so ihren Lebensunterhalt.“
Weiter führt er aus: „Außerdem betreffen die Schließungen nicht nur unsere direkten Mitarbeiter. Es hängt viel mehr dran. Beispielsweise Getränkezulieferer, Lkw-Fahrer, die uns beliefern, oder Security-Kräfte. Es ist ein Rattenschwanz und betrifft passiv sehr viel mehr Menschen."
'Clubs sind für junge Menschen Kulturgut'
Im Jahr 2020 sollte der Prater sein 30-jähriges Bestehen feiern. Die Party ist nun auf unbestimmte Zeit verschoben. „Natürlich hätten wir gerne gefeiert, dass wir schon so lange einen festen Stand in der Branche haben. Aber eine Party lässt sich nachholen. Was an den Nerven zerrt, ist, dass wir keine Perspektive zur Öffnung bekommen", berichtet Büchten.
Für ihn ist es schwer nachzuvollziehen, dass Fußballstadien oder auch kommunal geförderte Messen und Stadthallen bei Lockerungen vorne mit dabei sind, aber Inhabergeführte Diskotheken und Clubs das Nachsehen haben.
„Was viele Entscheider nicht bedenken ist, dass Clubs für junge Menschen ebenso Kulturgut sind, wie beispielsweise die Oper oder Theater für Ältere", so der Prater-Marketingleiter weiter. Er hofft, dass es bald für Inhaber von Clubs und Diskotheken eine Öffnungsperspektive gibt.
Veranstaltungen werden abgesagt, wenig ist planbar
„Das erste Pandemie-Jahr war ziemlich hart", resümiert Christian Holtkamp, Chef der Firma Holtkamp media rental. Im Jahr 2020 sei so gut wie gar nichts möglich gewesen. Mittlerweile habe sich die Firma auch mit Installationstechnik für Schulen und Firmen ein zweites Standbein aufgebaut.
„Die derzeitige Situation hat mit Veranstaltungstechnik im eigentlichen Sinne nicht mehr viel zu tun. Der Rock 'n' Roll fehlt einfach", so Holtkamp gegenüber halloherne. Derzeit seien Veranstaltungen kaum planbar.
Christian Holtkamp Geschäftsführer der HD-worx Eventproduction GmbH und Inhaber der HOLTKAMP//media rental. Foto: Holtkamp
So war auch zum Beispiel die Absage der Deutschland-Tour mit der Komikerin und Entertainerin Carolin Kebekus für die Firma schmerzlich. Denn eigentlich sollte die Firma HD-worx Eventproduction GmbH, die ebenfalls unter dem Dach der Firma Holtkamp existiert, die Show technisch begleiten. „Es ist sehr schade, wenn zwei oder drei Auftritte gespielt werden und dann wieder alles abgesagt werden muss", so der Inhaber der Firma Holtkamp media rental.
Mitarbeiter konnten bleiben
Seine Firma habe auch Hilfsgelder der Bundesregierung in Anspruch genommen. Froh ist Holtkamp, dass er seine sechs Mitarbeiter halten konnte. „Besonders im Bereich der Freelancer hat die Branche einige gute und qualifizierte Menschen verloren, die sich beruflich umorientieren mussten", berichtete Holtkamp.
Holtkamp ist aber auch froh über die Unterstützung durch die Stadt Herne: „Es ist toll, dass es in der Verwaltung Leute gibt, die die Situation verstehen und uns in dieser Zeit unterstützen." In der Zukunft will er den Bereich Installation weiter ausbauen. Ferner hofft er, dass Veranstaltungen wie das KAZ Open Air oder auch das Spektakulum am Stennart im Jahr 2022 stattfinden können.